Der Weg zum diplomierten Wirtschaftsprüfer
Den Bachelor- oder Masterabschluss hinter sich und einen Arbeitsvertrag bei einem grossen Wirtschaftsprüfungsunternehmen in der Tasche – damit wäre der Berufseinstieg geschafft. Doch wer in der Wirtschaftsprüfung Karriere machen möchte, muss erst die Ausbildung zum eidgenössisch diplomierten Wirtschaftsprüfer absolvieren. Erst nach bestandener Prüfung darf ein Wirtschaftsprüfer eigene Mandate übernehmen, Jahresbilanzen prüfen und als Sachverständiger in wirtschaftlichen Angelegenheiten mitwirken.
Anforderungen an diplomierte Wirtschaftsprüfer
Es ist wichtig, dass der diplomierte Wirtschaftsprüfer Risiken in der Unternehmensentwicklung frühzeitig erkennt und ihren Einfluss auf die Jahres- und Konzernrechnungen aufdeckt. Es geht hierbei nicht nur um Zahlen, sondern auch um Verantwortung. Die Entscheidungsträger des Unternehmens und dessen Investoren verlassen sich auf den Wirtschaftsprüfer und seine Arbeit.Ein Wirtschaftsprüfer muss in der Lage sein, zukunftsorientiert zu planen und zu kalkulieren. Dafür ist nicht nur ein umfassendes Verständnis der Wirtschaftslage erforderlich, sondern auch ein fundiertes Wissen in den Bereichen Accounting, Financial Reporting, Management Accounting, Finance, Revision, Recht und Steuern. Ein dreijähriges Bachelorstudium reicht da kaum aus, legt aber den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere.
Von der Hochschule zum diplomierten Wirtschaftsprüfer
Der Karriereweg eines zukünftigen Wirtschaftsprüfers beginnt in der Regel nach dem Hochschulabschluss in einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen im Bereich Trade and Industries oder Financial Services. In der Regel kann spätestens nach einem Jahr im Job die Ausbildung begonnen werden. Doch so schnell der Einstieg auch sein mag, die Ausbildung dauert in der Regel vier Jahre lang und verlangt den Kandidaten viel ab. Seit der umgehenden Reform der Ausbildung 2009, ist die Ausbildung nur noch berufsbegleitend möglich. Kandidaten müssen daher viel Disziplin und Durchhaltevermögen mitbringen. Denn neben den aufwendigen Lernphasen muss parallel im Job mit dem gleichen Engagement weitergearbeitet werden. Flexibilität, Zahlenflair und die Bereitschaft zu Überstunden werden vorausgesetzt. Die Ausbildung besteht aus drei Ausbildungsmodulen, zusammengefasst in die Bereiche Accounting & Finance, Audit und Tax & Legal.
Ausbildung verkürzen
In einem Assessment-Center zu Beginn der Ausbildung können die Kandidaten testen, ob sie bereits genügend Wissen in Accounting & Finance mitbringen. Ist dies der Fall, muss ein Teil der Modulprüfung Accounting & Finance nicht mehr abgelegt werden. Einzig der Teilbereich Financial Reporting muss absolviert werden. Diese Regel gilt sowohl für Bachelor- als auch für Masterabsolventen. Einzig bei spezialisierten Masterabschlüssen im Accounting & Finance Bereich ist auch direkt eine ganzheitliche Befreiung von der Modulprüfung durch die Prüfungskommission möglich. Generell können sich Master- gegenüber Bachelorabsolventen einen Vorteil erarbeiten. Da Masterabsolventen bereits mehr Wissen und praktische Erfahrung aus ihrem längeren Studium mitbringen, kann für sie die Ausbildung nur drei statt vier Jahre dauern, sofern sie die Modulprüfungen Audit sowie Tax & Legal nach zwei Jahren im ersten Anlauf erfolgreich absolviert haben. Während Masterabsolventen somit im dritten Jahr das Diplom-Modul und die anschliessende Diplomprüfung absolvieren, müssen Bachelorabsolventen ein weiteres Jahr Praxiserfahrung im Job sammeln. Sie können das Diplom-Modul und ihr Examen erst im vierten Jahr absolvieren.
Der Arbeitgeber unterstützt
Wer seine Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer aus eigener Tasche bezahlen würde, müsste schnell 20'000 Franken und mehr für die reinen Ausbildungskosten auf den Tisch legen. Viele Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeitenden daher sowohl mit Auszeiten für Lernphasen als auch finanziell.Im Gegenzug verpflichten sich Examenskandidaten, nach Beendigung der Ausbildung eine gewisse Zeit bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Tun sie das nicht, müssen sie die Ausbildungskosten zurückzahlen.
Mit Engagement zum Manager
Um sich am Ende diplomierter Wirtschaftsprüfer nennen zu können, muss nicht nur jedes der drei Module mit einer Prüfung abgeschlossen, sondern auch die finale Diplomprüfung abgelegt werden. Mehr als 30 Prozent der zugelassenen Kandidaten scheitert dabei. Erfolgreiche Prüflinge können nicht nur selbstständig Mandaten betreuen, sondern auch mit genügend Engagement in eine Managerposition aufsteigen. Als Wirtschaftsprüfer hast Du die einzigartige Chance, tiefe Einblicke in die wirtschaftlichen Konzepte einer Vielzahl von Unternehmen zu erhalten und interessante Beziehungen auf höchster Ebene zu knüpfen. Und mit dem Diplom in der Tasche ist sowohl ein Aufstieg im Bereich Audit und Tax als auch eine erfolgreiche Führungslaufbahn in der Wirtschaft möglich.
Weiterer Autor: Matthias Nedoklan
Eva Schenkelberg, Gastautor