Forensic Services: Auf Spurensuche
Selbst wer keine Krimis mag, kennt Sherlock Holmes, den wohl berühmtesten Detektiv der Welt. Mit kühlem Verstand und scharfer Beobachtungsgabe löste er jeden noch so kniffligen Fall und wurde so zum Vorbild für reale Ermittler. Forensik nennt sich das analytische und systematische Aufklären von Verbrechen – und die werden nicht nur im Rotlichtmilieu oder in anderen verrufenen Gegenden begangen: Unternehmen haben zunehmend mit Korruption, Betrug und Geldwäscherei zu kämpfen. Um Wirtschaftskriminalität aufzudecken und vorzubeugen, bieten viele Wirtschaftsprüfer Forensic Services an. Alle Unternehmen in diesem Special haben diese Dienstleistung im Portfolio.
… Kontrolle ist besser
Der Markt für die Beratungen rund um Wirtschaftskriminalität ist da. Nicht nur Grossunternehmen zweifeln an der Integrität ihrer Mitarbeitenden, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen sowie Behörden. Wenn es um erhebliche Summen geht, ist die Versuchung eben gross, etwas mehr aus dem Geld zu machen oder es für ganz anderes zu verwenden. In unserer digitalisierten Welt können Gelder mit einem blossen Mausklick veruntreut werden. Laut BDO hat jedes zweite Schweizer Unternehmen in den letzten drei Jahren finanzielle Schäden durch unrechtmässige Handlungen seitens seiner Mitarbeiter erlitten. Damit es erst gar nicht dazu kommt, ist eine wesentliche Sparte der Forensic Services die Prävention gegen Wirtschaftsdelikte. Die Berater helfen den Kunden dabei, dass Gesetze und interne Richtlinien eingehalten werden und erarbeiten mit ihnen Kontrollsysteme. Dadurch können Missbräuche schneller aufgedeckt werden.
Interdisziplinär und International
Anders als im klassischen Audit und Tax sind die Teams in den Forensic Services bunt zusammengewürfelt. Neben Wirtschaftswissenschaftern ermitteln Juristen, Informatiker und Psychologen, nicht selten unterstützt von ehemaligen Polizisten und Staatsanwälten. Bei besonderen Branchen, wie zum Beispiel Life Sciences, Handel und verabeitende Industrie, werden zudem Experten mit dem entsprechenden fachlichen Know-how hinzugezogen.
Da Kriminalität vor Grenzen nicht halt macht und viele Unternehmen global agieren, arbeiten Berater aus unterschiedlichen Ländern zusammen und müssen zeitlich sowie örtlich flexibel sein. Wer in diesem Bereich einsteigen will, muss eine analytische Denke mitbringen und sicher auftreten können. Weitere Schlüsselqualifikationen sind Diskretion und Geduld. Schliesslich müssen die Forensiker Puzzlestück um Puzzletück zusammensetzen, während sie Zahlungseingänge überprüfen, Daten analysieren und Mitarbeitende befragen.
Ein Fall für den Staatsanwalt
Manchmal stellt sich trotz aller Bedenken der Auftraggeber heraus, dass alles rechtens zugegangen ist. Manchmal aber auch nicht. Sofern die Kunden es wollen, können die Ergebnisse dann an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden. Laut Global and Swiss Economic Crime Survey 2014 von PwC gehen Schweizer Unternehmen mit Betrügern inzwischen strenger vor. Sie werden entlassen oder sogar angeklagt. Noch vor einigen Jahren verzichteten viele Firmen auf diesen Schritt, zu gross war die Angst vor einem Imageverlust.
Julia Orgas, Redaktion